Als ich vor ca. 15 Jahren anfing, mich für meine Familiengeschichte zu interessieren, hatte ich kaum eine Vorstellung über meine familiären Wurzeln in Ostfriesland. Meine Eltern waren schon verstorben und ich konnte sie nicht befragen. Aber meine Mutter hatte vieles aufbewahrt, darunter befanden sich viele Zeitungsartikel, Fotoalben, ein Tagebuch eines verstorbenen Onkels, sowie Urkunden und Dokumente meines Vaters. Vieles von dem habe ich dank des herzhaften Eingreifens meiner Frau behalten und nicht entsorgt. Inzwischen habe ich diverse Bücher über meine Wurzeln in Ostfriesland veröffentlicht. Diesen Teil meiner Arbeit, den ich hier als kleines Büchlein erstellt habe, bisher aber nur teilweise innerhalb der Familie Kok.
Auslöser meiner Forschungen über die beiden Familien Kok und Thedinga in Nüttermoor war ein Zeitungsartikel von Dietrich Hensmann, den ich in den oben erwähnten Unterlagen fand. Er führt zum Ursprung dieser Familien u. a. folgendes aus:
Der Name Kok, den die Familie vor einigen Generationen annahm, bedeutet im Friesischen „Recht", der „Verwaltungsbeamte", der, wie der Hodere (Hutträger) das Richteramt inne hatte. Stammvater der Familie Kok ist Tönjes Dethert, der in Nüttermoor am 24. April 1700 starb. Er hatte sich in Nüttermoor am 23. April 1680 mit Trine Eylers aus Holtland verheiratet.
Dieser Ehe entstammt Detert Deterts, der in Nüttermoor am 21. Mai 1700 geboren wurde und dort am 7. September 1738 starb. Er verheiratete sich in Nüttermoor mit Antje Gerrits.
Dieser Ehe entstammt Detert Deterts, der Sielrichter war. Er wurde in Nüttermoor am 26. Januar 1738 [26. 1. 1736 A. d. V.] geboren und starb in seinem Heimatort am 30. Januar 1805. Er verheiratete sich in Neermoor am 17. Januar 1752 [29. 11. 1761] mit Taalke Thedinga, die in Nüttermoor am 6. Mai 1736 geboren wurde, wo sie am 12. Januar 1777 starb. Sie war die Tochter von Claas Harms Thedinga, der am 2. Februar 1708 in Nüttermoor geboren wurde und dort am 9. Dezember 1773 starb. Er führte als erster der Familie den Namen Thedinga, wohl von dem Kloster Thedinga herrührend. Sein Vater nannte sich Harm Dirks. In Nüttermoor war er am 17. Juni 1681 [Lt. OSB Nüttermoor am 17. Juni 1682] geboren und er ist dort am 17.September 1738 gestorben. Er war ein Sohn von „Dirk aus dem alten Krug“ und der Taalke Claashen.
Claas Harms Thedinga verheiratete sich in Holtgaste am 2. Juni 1735 mit Engel Harms, die am 14. Februar 1713 geboren wurde und in Nüttermoor am 31. März 1754 starb. Sie war die Tochter von Harm Janssen, der in Soltborg am 30. Juli 1737 gestorben ist. Ihre Mutter war Engel Engelkes, die in Soltborg am 18. Dezember 1718 starb. Diese war wieder eine Tochter von Engelke Everts, gestorben am 19. Oktober 1714 und Frau Geeske von Jemgumerkloster. …

Dieser Artikel von Dietrich Hensmann erschien in der Reihe „Der Deichwart “ als Beilage zur Zeitung Rheiderland 1968. Er wurde 1992 auch in „Unser Ostfriesland“, der Beilage der Ostfriesenzeitung, abgedruckt. Er ist der trotz einiger falscher Daten der Ausgangspunkt für die folgende Zusammenstellung und Beschreibung. Im Verlauf der Recherche fand ich Hinweise auf steinerne Dokumente dieser Familien in Nüttermoor auf dem Friedhof, am Emsdeich bei Nüttermoorersiel und beim ehemaligen Kloster Thedinga.

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So sah der  ehemalige Hof der Familie Thedinga im Thedingaer Kloster um 1900-1940 aus.
Foto F. Stoedtner 1900-1940.

Beide Familien haben ihren vorläufigen Ursprung im Dorf Nüttermoor. Der Urahn der Familie, die sich später als Thedinga bezeichnete, stammt aus Bollinghausen. Beide Familien fanden auf dem ehemaligen Klostergut Thedinga zusammen und sind bereits im 18. Jahrhundert durch eine Heirat miteinander verbunden. Die ersten Generationen bleiben in Nüttermoor, aber dann verzweigen sich beide Familien in die umliegenden Dörfer an der Ems, ins Rheiderland, ins Oberledingerland, nach Norden, Aurich, Papenburg usw. Aber schon Mitte des 19. Jahrhundert beginnt die Auswanderung von Teilen beider Familien in die USA.

Das Buch dokumentiert den Ursprung der beiden ostfriesischen  Familien Thedinga und Kok in Nüttermoor und beim Kloster Thedinga im 18. Jahrhundert. Anhand vieler steinerner Zeugnisse und erhaltener Dokumente werden ihre Spuren veranschaulicht. Die Nachfahren verließen den Ort schon bald und einige Mitglieder beider Familien wanderten in die USA aus. Heute ist fast kein Mitglied dieser Familien mehr im Dorf wohnhaft.

2. leicht erweiterte  Auflage von 12-2023

Das Buch hat den Titel: Steinerne Zeugnisse - Auf den Spuren der Familien Thedinga und Kok beim Kloster Thedinga und in Nüttermoor.ISBN: 9783756862825
Paperback: 56 Seiten - Verlag: Books on Demand - Preis: 12,00€          Jetzt Probelesen

Auch als Ebook lieferbar:   Preis:  5,99€

Heutige Bebauung mit altem Vorderhaus und neuerer hinterer Bebauung. Die alten Grabplatten der letzten Priörin und des letzten Abtes sind neben der Eingangstür immer noch zu sehen.

Foto H. Kok 2021

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“Am 13. Juli 1768 vermählt sich Hermann Thedinga in zweiter Ehe mit Trintje Poppen, der kinderlosen Witwe des Deichrichters Wübbe Smid aus Nüttermoor, Tochter von Poppe Ayelts und Hilke Melefs. Beide Eltern stammen aus angesehenen Familien an der Unterems mit einer langen Tradition als Siel- und Deichrichter. Auch Harmannus Thedinga wird Deichrichter. Zusammen mit dem Schwager Detert Deterts Kok zeichnet er 1784 verantwortlich für den Neubau des Nüttermoorer Siels. Johann Conrad Freese berichtet 1796 über diesen Sielbau. „Nüttermohrmer Syhl ist, 1784 massiv, 11 ½ Fuß, int Lichten weit erbauet, hat 2 Syhlrichter, und gehören dazu 1528 Grasen“.  Verantwortlich für den Bau des Siels waren laut Inschrift die Herren „H Thedinga, D Kock als Sylrigter sowie H. Stoltz als Sylbaas “. So steht es bis heute auf einer Nachbildung des alten Sieltores, die sich rechts am Schöpfwerk Nüttermoorersiel befindet. Der erwähnte „Sylbaas H. Stoltz“ ist vermutlich Harm Gerdes Stoltz (1727-1785), Zimmermeister, Holzhändler und Kaufmann aus Leer.”

Es finden sich weitere steinerne Zeugnisse der beiden Familien in Nüttermoor auf dem Friedhof und an der Kirchenwand ebenso wie beim ehemaligen Kloster selber, wo drei alte Gulfhöfe zum Teil noch aus der Zeit von 1760-1780 erhalten sind.

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Die Sielacht Moormerland hat dankenswerter Weise eine Schautafel am Schöpfwerk in Nüttermoorersiel aufgestellt mit einem Hinweis auf die alten steinernen Zeugnisse, die sich rechts am Schöpfwerk befinden. Fotos H. Kok 2023

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Fast verwitterte alte Grabplatte auf dem Friedhof in Nüttermoor mit den Wappen Thedinga und Kok.  Foto H. Kok 2007

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